Auch Wirtschaftsförderung weiß nicht, wie Heddernheims Zukunft aussehen könnte. Neuen Schwung wollen Gewerbeverein, Stadt und Ortsbeirat in die Geschäftswelt von Heddernheim bringen.
Nur wie das gehen soll, weiß niemand so genau. Anders als von manchem Zuhörer erwartet, konnten auch Matthias Zimmer aus dem Wirtschaftsdezernat und John Olyai von der Frankfurter Wirtschaftsförderung in der jüngsten Sitzung des Ortsbeirates 8 (Nordweststadt, Heddernheim und Niederursel) keine konkreten Ideen für eine Belebung des Einzelhandels im Stadtteil beitragen.
Zwei Instrumente, so führte Zimmer aus, habe die Politik, für solche Zwecke: Das eine sei das neue Einzelhandels- und Zentrenkonzept, das als Planungsgrundlage dienen soll, um zu erkennen, wo es in der Stadt noch Bedarf für neue Großmärkte und Einkaufszentren geben könnte. Und wo sie bestehende Strukturen zerstören würden. Eine Bestandsaufnahme, kein Maßnahmenkatalog sei die Studie, erklärt Zimmer. Die Zusammenhänge zwischen Einkaufszentren und dem Einzelhandel in den Stadtteilen seien damit besser zu erfassen.
Die kennen die Heddernheimer allerdings allzu gut. Während beim Nachbarn, dem Nordwestzentrum, reges Leben herrscht, kämpfen die Gewerbetreibenden in Heddernheim ums Überleben. Ein Fachgeschäft nach dem anderen verabschiedete sich schon von der früheren Einkaufsmeile Heddernheimer Landstraße. Nicht mal ein Bäcker konnte sich halten.
Seit er weg ist, wünschen ihn sich viele zurück. Doch da kann auch der zweite Arm der Politik, John Olyai von der Wirtschaftsförderung, nicht richtig helfen. Für 14 Stadtteile ist er zuständig. Soll helfen, Leerstände möglichst schnell zu beseitigen und Interessenten, die sich in Frankfurt niederlassen wollen, auch die Stadtteilzentren schmackhaft zu machen. „Wir haben täglich viele Anfragen, aber alle wollen in die A- und B-Lagen. Heddernheim ist aber eher C und D“, erklärt Olyai das Problem. In Niederursel sei die Lage ganz ähnlich.
Natürlich versuche er dennoch, auch die Stadtteile anzupreisen. Geschäfte zu werben, die dort fehlen. Etwa mit dem Preisargument. In Heddernheim seien Ladenlokale billiger zu haben als auf der Schweizer Straße in Sachsenhausen. Zahlen hatte er aber keine parat. Als besonderen Standortfaktor für Heddernheim hat er außerdem den alljährlichen Klaa Pariser Umzug ausgemacht.
Da musste so mancher Zuhörer dann doch schmunzeln. Dass der Charme von Klaa Paris reichen könnte, um Geschäftsleute in den Stadtteil zu holen, mochte keiner so recht glauben. „Das mit dem Einzelhandel ist hoffnungslos“, sagte Alfons Meister. Man müsse ganz genau überlegen, was im Stadtteil gebraucht werde. Denn es sei nun einmal so, dass die Leute lieber in die großen Zentren gingen. Dementsprechend sind dort auch die interessanten Plätze für Geschäftsleute.
Magnete, die Kunden anziehen, die müsste Heddernheim wieder haben, forderten einige Redner aus dem Publikum. „Aber wir brauchen keinen fünften und sechsten Supermarkt“, sagte Jürgen Schreuer, Stadtbezirksvorsteher und Unternehmer in Heddernheim. Viel eher fehlten der ein oder andere Arzt, ein paar Dienstleister hier und da, so manches für Kinder. „Aber vor allem brauchen sie dafür engagierte Leute, die bereit sind, täglich 16 Stunden im Laden zu stehen“, so seine Erfahrung. Der Gewerbeverein sprach sich dafür aus, über einen Wochenmarkt im Stadtteil nachzudenken. Als Ereignis, das Kunden anziehen könnte, die, einmal da, dann auch in die übrigen Geschäfte gehen würden. (ing)
Quelle: Frankfurter Neue Presse vom 17.03.2008