Lockruf des Wochenmarkts

In Presseberichte by hgv2020

Die Miete kann sich Alexandra Krieger längst nicht mehr leisten. Schuld war eine Erhöhung um 70 Prozent nach einem Besitzerwechsel. Vor vier Jahren schloss die Geschäftsfrau deshalb den Handarbeitsladen an der Habelstraße/Heddernheimer Kirchstraße.

„Ich hatte allerdings noch Glück“, sagt Krieger, die ihr Geschäft 21 Jahre lang betrieben hat. Denn Knöpfe, Wolle, Aufbügelflicken und Reißverschlüsse fanden im umgebauten Untergeschoss des Hinterhauses im Privatdomizil der Heddernheimerin eine neue Heimat.

Von zehn bis 13 Uhr, außer Donnerstag und einschließlich Samstag läuft der Verkauf an der Straße Alt-Heddernheim 19 nun weiter. Das schätzen die Kunden. Denn auch wenn das Nordwestzentrum vieles bietet, einen Kurzwarenladen gibt es dort nicht. Trotzdem ist Krieger auf das Thema nicht gut zu sprechen. Die dortigen Kaufhausfilialen deckten eben doch manches vom Handarbeitswaren-Sortiment ab und lockten die Kundschaft fort.

Alexandra Krieger ist kein Einzelfall. Das Geschäftsleben im Stadtteil kränkelt seit langem. Geschäfte können sich nicht halten, Ladenlokale stehen leer, die Konkurrenz durch „das große Zentrum“ macht den Kleinunternehmern zu schaffen. Allein entlang der Heddernheimer Landstraße stehen seit dem vorigen Jahr fünf Ladenlokale leer. Die Konzentration auf eine bestimmte Branche kann Dieter Schmitt, Vorsitzender des örtlichen Gewerbevereins,dabei nicht ausmachen. Ein Musikgeschäft, ein Lottoladen und ein Raumausstatter seien unter den Geschäftsleuten, die im vergangenen Jahr aufgeben mussten.

Enttäuscht vom Römer

Den angekündigten Vortrag von Magistratsvertretern, die vor dem Ortsbeirat zur Belebung der Einzelhandelsstruktur in Heddernheim sprechen wollten, sehnten Bewohner und Geschäftsleute deshalb herbei. Jürgen Schreuer, Stadtbezirksvorsteher und Kleinunternehmer im Stadtteil, bringt die Enttäuschung der Zuhörer auf den Punkt: “ Nach zwei Jahren hätten wir mehr erwartet.“ Doch aus dem Wirtschaftsdezernat und dem Amt für Wirtschaftsförderung kam nur wenig Konkretes im Gepäck. Die Verantwortlichen verweisen darauf, dass das im Auftrag der Stadt von einem externen Dienstleister erstellte Konzept allein Daten liefere, um eine Planungsgrundlage zu schaffen. Der Schwerpunkt der Untersuchung liege zudem auf der Innenstadt. Vor Ort, in den Stadtteilen, sei man auf die Vorschläge der Bürger und Geschäfstleute angewiesen.

Einen davon hat Dieter Schmitt parat. Der Vorsitzende des Gewerbevereins könnte sich vorstellen, einen Wochenmarkt im Stadtteil zu etablieren. Einen Standort, der passen könnte, hat Schmitt im Auge: Der Platz am unteren Ende der Heddernheimer Landstraße, dort wo Alt-Eschersheim in Sichtweite gerät, sei geeignet. Das würde die schwächelnde Heddernheimer Landstraße beleben und gleichzeitig Eschersheim mit versorgen.

Das Thema Miete bleibt für die bereits Ansässigen trotzdem ein empfindlicher Punkt. John Olyai, Ansprechpartner für Unternehmen bei der Wirtschaftsförderung, sagt: „Die A- und B-Lagen sind sehr beliebt“. Eine A-Lage im Ortsbezirk biete zum Beispiel das Nordwestzentrum. Für die C- und D-Lagen, die in Heddernheim vorherrschend sind, bekomme das Amt weniger Anfragen.

Quelle: Frankfurter Rundschau vom 25.03.2008, VON KATRIN MATHIAS