Die Bürger des nördlichen Stadtteils monieren den zunehmenden Leerstand im alten Ortskern. Die Einzelhandelsstruktur wird zwischen den Shopping-Malls und Einkaufszentren nach und nach zerrieben. Vieles bleibt an der Initiative Einzelner hängen.
Der Vietnamese in der Heddernheimer Landstraße 3: leer und verlassen. Das Wettbüro schräg gegenüber: von der Polizei geschlossen. Das Bistro daneben: muss Ende März raus. Trostlos sieht es aus im alten Ortskern von Heddernheim. „Von 26 Läden sind Mitte des Jahres 13 zu“, verdeutlicht der Lotto-Schorsch, der sein Laden an der Ecke Nistergasse hat.
Am FR-Stand vergangenen Mittwoch diskutiert er mit den Anwohnern und die sind sich einig: die positiven Entwicklungen die der Gewerbevereinsvorsitzende Dieter Schmitt in dieser Zeitung angedeutet hat, gibt es nicht. „Heddernheim ist tot“, es fehlen die kleinen Geschäfte, sagt Seniorin Wilma Ludewig. Sie ist nicht mehr gut zu Fuß, für Kleinigkeiten wie Hosengummis oder Nähgarn müsse sie aber immer ins Nordwestzentrum.
Lotto-Schorsch gegen Willkür
Mit dem Auto stehen ihre Chancen im Stadtteil ohnehin schlecht; es gibt zu wenige Parkplätze. Für den ehemaligen Schleckermarkt habe es mehrere Interessenten gegeben, aber ohne Stellfläche will niemand die 300 Quadratmeter, erzählt der Lotto-Schorsch. „Die Stadt subventioniert die Parkplätze im Nordwestzentrum mit Millionen und hier schreiben sie auf, wenn jemand mal eine Minute steht, um bei mir ein Päckchen zu holen“, schimpft er. „Willkür“ sei das, klagt Gunter Riemann aus der Antoninusstraße.
Bei solchen Problemen kann auch die Wirtschaftsförderung nur bedingt einwirken. Man stehe mit den Gewerbevereinen in Kontakt, betont Geschäftsführer Peter Kania. Wenn es um Fragen der Verkehrsführung gehe, könne man mit den Ämtern reden, die baulichen Begebenheiten aber blieben. „Positive Erwartungen“ habe er für Heddernheim trotzdem, die Planung und Finanzierung eines Gewerbeschildes beispielsweise liefen. „In den letzten zwei, drei Jahren wurde auch die Zahl der Leerstände geringfügig vermindert.“
Wo, das ist Marita Delling bei der FR vor Ort nicht klar. Seit 1996 wohnt sie im Stadtteil und der sei wegen der fehlenden Geschäfte „wenig attraktiv“. Läden wie der vom Lotto-Schorsch seien da „etwas Nettes“. Der Hund bekommt ein Leckerli, es ist „persönlicher“. Dass es nicht mehr solcher Angebote gibt, läge an den Heddernheimern. „Die kaufen hier nicht ein und dann beschweren sie sich, dass es nichts gibt.“
Mehr regionale Anbieter
Auch auf dem Markt am Freitag kämen viele Leute nur zum Gucken, nicht zum Kaufen. „Dabei sind die Karotten in Bioqualität da billiger als im Supermarkt“, so Delling. Mehr regionale Anbieter würden dem Stadtteil gut tun, glaubt sie. Auch Stephanie Mohr-Hauke hofft, dass der Markt noch besser angenommen wird, Riemann fordert: „Die Heddernheimer müssen den Bobbes hochbekommen“.
„Wir brauchen Leute, die auch mal stehenbleiben“, verdeutlicht der Lotto-Schorsch. Bei ihm sind das oftmals ältere Kunden, die bräuchten „etwas in der Nähe“. Als er vor 18 Jahren den Laden übernommen habe „war hier noch die Hölle los“. Und auch wenn ihm die Konkurrenz im Zentrum und Mieterhöhungen zu schaffen machen, will er durchhalten. Und helfen, den Einzelhandel im Ortsteil wieder zu beleben.
Artikel vom 23.02.2013 der Frankfurter Rundschau Von Alina-Louise Kramer