Kaum noch Leerstände im Stadtteil.
Viele Stadtteile klagen über Probleme im Einzelhandel. Geschäfte stehen leer, Neueröffnungen beschränken sich oftmals auf Döner-Imbisse, Wettbüros oder Telefonläden. Auch Heddernheim, im Schatten des großen Nordwestzentrums, hat mit strukturellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Doch die Entwicklung in den vergangenen Jahren lässt Hoffnungen auf eine Trendwende erkennen. Standen in der Hauptgeschäftsmeile, der Heddernheimer Landstraße, vor fünf Jahren noch einige Räume leer, so ist zurzeit alles belegt.
«Natürlich haben wir hier nach wie vor etliche Probleme, aber der Trend stimmt auch uns positiv», sagt der Vorsitzende des Gewerbevereins, Hans Vosseler, Inhaber von GaWaSan Sanitär- und Heizungstechnik. Fast ein Dutzend neue Geschäfte haben sich in den vergangen Jahren angesiedelt. Vom Friseur über Fachgeschäfte für Malerbedarf und optische Geräte, Frankfurts einziger Kunstflechterei, die in neue Hände übergegangen ist, eine Buchhandlung mit Antiquariat bis zum Studio für Fußpflege und Massage haben ihre Nischen in Heddernheim gefunden. «Wir dürfen auch nicht nur immer aufs Nordwestzentrum schauen, sondern müssen die Kunden mit unserem Service überzeugen», sagt Dieter Schmitt, zusammen mit Vosseler und Regina Kromschröder gehört er zum geschäftsführenden Vorstand des Gewerbevereins Heddernheim, dem 32 Mitglieder angehören. Die Verbundenheit mit dem Stadtteil sei dabei ein großer Faktor. Da werden Aufträge schon mal abends in der Gaststätte avisiert. «Man kennt sich hier halt», sagt Vosseler. Zudem könne Heddernheim mit dem Einkauf auf kurzen Wegen werben. Denn rund um die Heddernheimer Landstraße und ihren Stichstraßen sei eine große Branchenvielfalt zu finden.
Um dieses auch nutzen zu können, bedürfe es allerdings der Hilfe von Stadt und Politik, so der Gewerbeverein. Seine Kritik richtet sich vor allem an die Parkplatzsituation. «An der U-Bahn-Station Heddernheim fahren die Züge alle 90 Sekunden in die Innenstadt. Viele Pendler parken uns die Einkaufsstraßen zu», beschreibt Vosseler die tägliche Situation. Dies könnte nur mit Kurzzeitparkplätzen geändert werden, sind sich die Geschäftsleute sicher. «Wir wissen doch alle, dass die meisten Leute mit dem Auto einkaufen fahren, also müssen wir auch die Parkplätze zur Verfügung stellen.»
In diese Richtung geht auch die Initiative zur Umgestaltung des Überganges von Eschersheim nach Heddernheim. Derzeit müssen die Autofahrer eine große Schleife fahren, um nach Heddernheim zu gelangen. Mit Hilfe des Ortsbeirates drängen die Gewerbetreibenden auf eine Neugestaltung mit einem kleinen Kreisel.
Aber nicht nur die Verkehrssituation ist verbesserungswürdig. «Wir benötigen in Heddernheim eine Poststelle, eine Agentur würde schon reichen», sagt Vosseler. Bisher habe die Post das Vorhaben abgelehnt. «Wir liegen genau zwischen Nordwestzentrum und Weißem Stein, wo zwei Poststellen eingerichtet sind. Das entspricht dem Zwei-Kilometer-Radius der Post», beschreibt der Vorsitzende das Dilemma. Da das Unternehmen mittlerweile angekündigt hat, weitere Poststellen zu schließen und dafür Agenturen einzurichten, haben die Heddernheimer jedoch noch Hoffnung.
Unterstützung für das Gewerbe bietet auch das Stadtteilbüro von heddernheim.de an – das Stadtteilportal im Internet, das seit drei Jahren ein Büro in der Heddernheimer Kirchstraße 15 betreibt. Die beiden Macher, Hans-Ullrich Repp und Frank Schmitt, helfen den Gewerbetreibenden bei der Einrichtung einer Internetseite und verlinken sie auf ihrer Seite.
72 Firmen und Händler sind bereits über heddernheim.de zu erreichen. «Wir wollen das weiter ausbauen. Aber bei einigen Geschäftsleuten müssen wir noch Überzeugungsarbeit leisten, was das Internet für Möglichkeiten bietet», beschreibt Hans-Ullrich Repp die Schwierigkeiten. Denn viele Menschen suchen Branchen heute nur noch über das weltweite Netz. Wer da nicht vertreten ist, kann auch keine Aufträge bekommen.
Quelle: Frankfurter Neue Presse vom 17.02.2006, Von Sören Rabe